Höhepunkt der Orange Days 2023 war für unseren Club SI Seeheim-Jugenheim die gelungene Kooperation mit dem südhessischen Nahverkehrsunternehmen HEAG mobilo: Seit Mitte November und noch bis Mitte Januar 2024 ist ein Bus im Streckennetz in Darmstadt und Südhessen unterwegs, der mit unserem eigens für die Kampagne entworfenen Plakat „Keine Gewalt gegen Frauen“ beklebt ist. Initiiert hatte die Aktion Sibyle van de ree, Präsidentin von SI Seeheim-Jugenheim.

Neben den Plakaten informierte HEAG mobilo in allen Straßenbahnen über das Infotainment und in den Bussen mit DIN A 2-Plakaten über die Aktion und das bundesweite Hilfetelefon. Bei der Planung sind wir bei HEAG mobilo auf offene Ohren gestoßen, denn das Unternehmen kämpft selbst gegen Gewalt. Täglich werden Passagiere vor allem aber das eigene Personal im Nahverkehr belästigt, beleidigt, bedroht und im schlimmsten Falle sogar verletzt. Dagegen kämpft der Nahverkehrsbetrieb mit einer eigenen Kampagnen. Das Plakat, entworfen in Kooperation mit Clubschwester Britta Sturm vom Club Aalen, passte da bestens ins Konzept. An der Kooperation mit HEAG mobilo beteiligte sich auch SI Darmstadt finanziell. 

Das Plakat, Kernelement der Kampagne, zeigt eine stilisierte Hand, die sich bedrohlich um den Hals einer Frau legt. Es ist in leuchtendem Orange und violett gehalten und transportiert zwei Botschaften: das Motto der Orange Days „Keine Gewalt gegen Frauen“ und den Hinweis auf das „Hilfetelefon“. Unter der bundesweiten Telefonnummer 116 016 bekommen Frauen in Not Unterstützung, rund um die Uhr, kostenlos, anonym und in 18 Sprachen. Das „Hilfetelefon“ wird vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben getragen.

 

Die Botschaft wurde aber nicht nur in Südhessen und Darmstadt plakatiert, sondern in der gesamten SI-Metropolregion Rhein-Neckar. Das Plakat war außerdem im Rhein-Neckar-Verkehrsverbund unterwegs, unter anderem auf der Linie 5 zwischen Weinheim, Heidelberg und Mannheim sowie im Nahverkehr in Kaiserslautern. „Millionen Menschen haben unsere Botschaften gelesen. Wir gehen davon aus, sie hat auch Betroffene erreicht“, resümiert Sibylle van de Ree.

Unbürokratisches Entgegenkommen lobt Präsidentin Sibylle van de Ree auch bei der Kommune Seeheim-Jugenheim: Wir konnten während der Orange Days wieder unsere 20 orangefarbenen Plakate im gesamten Gemeindegebiet aufhängen, unsere Fahne vor dem Rathaus hissen und einen Infostand zum Thema „Keine Gewalt gegen Frauen“ auf dem Markt anbieten. Dort verkaufte der Club neben orangefarbenen Warnwesten vor allem kleine, aber laute Taschenalarmanlagen. Unterstützt wurde der SI-Club auch wieder von zahlreichen Geschäftsleuten in der Kommune, die während der 16 Orange Days in ihren Schaufenstern Plakate aufhängten, orange Lampen aufstellen und Informationsflyer auslegten. Wir erreichen immer mehr Bürgerinnen und Bürger und stellen fest: das Thema „Gewalt gegen Frauen“ wird zunehmend wahrgenommen, ebenso wie die Einsicht, dass diese Gewalt gestoppt werden muss.

 

Bildtext:

Von Mitte November 2023 bis Mitte Januar 2024 tourt dieser Bus der HEAG mobilo durch Darmstadt, beklebt mit dem Aufruf „Keine Gewalt gegen Frauen“. Initiiert hat die Aktion anlässlich der Orange Days der Club Soroptimist International Seeheim-Jugenheim. Im Bild Sibylle van de Ree (links) und Christine Reckmann zusammen mit dem Geschäftsführer der HEAG mobilo Arne Rath.

Foto: Eva Reinhold-Postina, SI Seeheim-Jugenheim

Infostand auf dem Markt in Seeheim, Foto: Gabriela Jaspert
Infostand auf dem Markt in Seeheim, Foto: Gabriela Jaspert

Stoppt die Gewalt gegen Frauen!

 

Weltweit fordern Soroptimistinnen jedes Jahr an den Orange Days zwischen dem 25.11. und 10.12. das Ende der Gewalt gegen Frauen! Auch der Soroptimist Club Seeheim-Jugenheim schließt sich seit Jahren den von den UN proklamierten Orange Days an und informierte auch diesmal an seinem Stand am 26.11.22 auf dem Seeheim Marktplatz über das Thema Gewalt gegen Frauen. Im Vorfeld hatte der Club wieder Geschäftsleute vor Ort angesprochen und 40 von ihnen dafür gewonnen, Informationsmaterial auszulegen und sich den Orange Days anzuschließen. Außerdem hatte der Club 30 orangefarbene Plakate in Seeheim und Jugenheim aufgehängt sowie eine große Flagge vor dem Rathaus gehisst.

 

Etwas mysteriös erschien vielen Marktbesuchern zunächst die Spur orangefarbener Schuhe, die sich am Samstag, dem 26.11., über den Marktplatz zog. Die Schuhe, hier vor Ort angesprüht von Schülern des Schuldorfs, sind ein international verwendetes Symbol der Orange Days und erinnern an die innerhalb eines Jahres durch Gewalt des (Ex-)Partners getöteten Frauen. Allein im vergangenen Jahr kam in Deutschland jeden dritten Tag eine Frau durch ihren (Ex-)Partner ums Leben. In diesem Jahr informieren die Soroptimistinnen europaweit über die Anzeichen einer toxischen Beziehung. Unter dem Motto „Read the Signs“ (Erkenne die Zeichen) hatten die Soroptimistinnen Botschaften in die orangefarbenen Schuhe gesteckt, worauf Frauen in Partnerschaften achten sollten. Denn nicht jede Beziehung, die mit Gewalt endet, beginnt auch mit offener Gewalt. Oft sind es kleine Dinge, die sich einschleichen und schließlich in Gewalt münden.

 

Bereits zum zweiten Mal hatte der SI-Club Seeheim-Jugenheim unter den bundesdeutschen SI-Club orangefarbene Warnwesten verkauft für die Orange Days. Allein in diesem Jahr wurden 800 Westen verkauft. Viele SI-Clubs demonstrierten darin gegen Gewalt an Frauen. Der Erlös des Westenverkaufs kommt in diesem Jahr unter anderem dem Dieburger Verein Horizont entgegen, der das Frauenwohnprojekt Notwaende betreibt. Dort finden Frauen Schutz, die von Gewalt und Obdachlosigkeit betroffen sind. Am 26.11. vormittags übergab SI Seeheim-Jugenheim einen Scheck über 500 Euro an die Vertreterin des Projekts Notwaende.

 

Die Kampagne für die Orange Days 2022 heißt „Read the Signs“ und wurde von SI Europe (SIE) ausgerufen. Die europäischen SI-Clubs haben es sich innerhalb der 16 Orange Days zur Aufgabe gemacht, auf die Zeichen toxischer Beziehungen hinzuweisen, denn Gewalt beginnt in der Regel nicht mit Schlägen, sondern vorher und subtiler. Die Botschaften der Kampagne 2022 lauten entsprechend: 

 

Technologischer Missbrauch - Dein Partner will Dich und Deine Online-Aktivitäten ausspionieren und besteht darauf, Deine Passwörter zu kennen? Wehre Dich gegen seine Versuche, Macht über Dich auszuüben und Dich kontrollieren zu wollen! Du hast ein Recht auf Privatsphäre! Falls Du in Deiner Beziehung Zeichen von Missbrauch im digitalen Bereich beobachtest, hol Dir Hilfe von jemandem, dem Du vertraust.

 

Soziale Isolation - Dein Partner will Dich von Deinen Freunden und Deiner Familie isolieren? Als früher Versuch, Dich psychisch zu kontrollieren, ist soziale Isolation bereits eine Form häuslicher Gewalt. Distanzier Dich nicht von Deinen Lieblingsmenschen!

 

Finanzkontrolle - Dein Partner kontrolliert, wofür Du Dein Geld ausgibst und verfügt über Dein Bankkonto? Du bist eine selbständige Frau, die ihr eigenes Geld verdient - lass Dich nicht zur Marionette Deines Partners machen. Hol Dir sofort Hilfe, um die Kontrolle über Deine Finanzen zurückzugewinnen.

 

Verlust des Selbstwertgefühls - Nimmst Du die destruktive Kritik Deines Partners an Dir ernst, verlierst Du Stück für Stück Dein Selbstvertrauen und wirst selbst zunehmend kritisch mit Dir. Toxische Beziehungen zeichnen sich nicht immer durch körperliche Gewalt aus. Bloßstellung, Erniedrigung und Schuldzuweisungen sind Zeichen psychischer Gewalt und nicht weniger schädlich für Deine Selbstachtung. Vertrau Dich jemandem an und finde wieder zu Deiner Stärke!

 

Demütigung/Humiliation - Blamiert Dich Dein Partner, indem er private Details ausposaunt oder sich über Deine Unzulänglichkeiten amüsiert? Demütigung, Zurückweisung und ständige Kritik an Dir sind eine Strategie, Deine Selbstachtung zu untergraben und können sich gegen Deine Äußerlichkeiten, Deinen Intellekt oder Dein Verhalten richten. Beeinflussung dieser Art kann Jede von uns treffen. Schütze Dich und hol Dir so früh wie möglich Hilfe!

 

Physischer Missbrauch und Misshandlung - Das Verhalten Deines Partners ist unberechenbar und Du hast Angst, wenn er wütend wird oder getrunken hat? Aggressives Verhalten gehört zu körperlichem Missbrauch und bezeichnet eine Form häuslicher Gewalt. Was Dir passiert, ist nicht Deine Schuld - Du bist nicht allein! Helfende Hände sind für Dich da.

 

Sexueller Missbrauch - Mit jemandem eine Partnerschaft einzugehen, bedeutet keine stillschweigende Übereinkunft. Verwehrt Dein Partner Dir den Zugang zu Verhütungsmitteln oder möchte ohne Dein Einverständnis mit Dir schlafen, liegt sexueller Missbrauch vor. Du musst nicht dulden, von einem Mann zum Objekt degradiert zu werden. Dein Körper gehört Dir! Hol Dir Hilfe von einem Arzt oder einer Ärztin oder wende Dich an eine Hilfseinrichtung.

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